

Gibt es eigentlich DAS Paradies?
Prinzipiell mag ich es laut, ich mag viele Menschen, ich mag es, ständig unter Strom zu sein. Für mich gibt es nicht schlimmeres als am Strand liegen zu müssen.
Aber es gibt auch Momente, wenn auch nur wenige, da genieße ich die Ruhe und fühle mich mit dieser einmaligen Stille rundum zufrieden. Und wo kann man das besser als in Mecklenburg-Vorpommern? Nun habe ich letztens, mehr oder weniger durch Zufall (durch eine Empfehlung des Bib Gourmand), ein kleines Stückchen Paradies, so würde ich es tatsächlich bezeichnen, entdeckt. Es befindet sich gar nicht weit weg von Rostock, ca. 30 Minuten Autofahrt, einfach nur die A20 runter Richtung Lübeck. Dieses kleine Fleckchen Erde nennt sich Nakenstorf und liegt am Neukloster See.
Ich glaube nicht, dass es bisher für jemanden aus Rostock irgendwelche Gründe gab dorthin zu fahren. Der See selbst zieht eigentlich nicht, denn immerhin haben wir hier gleich die Ostsee um die Ecke. Aber dort befindet sich eine herrlich gelegene Hotelanlage mit einem noch hervorragendem Restaurant. Da stellt man sich doch wirklich die Frage, warum man nicht vorher davon gehört hat!? Jetzt gibt es ganz offiziell einen Grund definitiv diesen Punkt in M-V aufzusuchen.
Seehotel am Neuklostersee
Die Anfahrt ist schon witzig. Zunächst fährt man durch den Ort Neukloster, welcher doch recht klein, „verlassen“ und ohne große Sehenswürdigkeiten vor sich hin dämmert. Dann geht es einige Meter durch eine Schrebergartenanlage. Man glaubt schon fast, dass das Hotel nicht mehr auftauchen wird, als plötzlich ein Hinweisschild die baldige Ankunft andeutet.
Der erste Blick fällt direkt auf ein neu gebautes, sehr modernes Holzhaus. Fast futuristisches steht es inmitten der Natur und passt doch hervorragend dorthin. Dann führt der Weg weiter, vorbei an einer mit Efeu(?) bewachsenen Scheune und direkt auf ein romantisches Backsteinhaus zu.
Ich hatte bereits einige Tage vorher einen Tisch im Restaurant „Allesisstgut“ reserviert. Somit liefen wir nun nach der Beschilderung, welche uns den Weg ins eigentliche Restaurant wies. An der Rezeption, welche man auf seinem Weg durchqueren muss, wurde man direkt von der Haus- und Hofkatze begrüßt. Diese Art des willkommen heißens liebe ich, denn es ist so bodenständig, ohne Chichi, wie es in vielen anderen Hotels / Restaurants der Fall ist. Hier füllt man sich sofort wohl.
Der Innenraum des Restaurants war noch leer, denn zum einen war es noch recht früh am Abend und zum anderen saßen einige Gäste bei bestem Wetter auf der Terrasse oder direkt am See. Daher hatten wir Zeit, die Einrichtung auf uns wirken zu lassen.
Alles war sehr hübsch dekoriert. Die Stühle waren bunt, überall standen verschiedene Frühlingsblüher und die Tische waren allerliebst gedeckt.
Da es draußen noch so angenehm warm war, sind wir vor unserem Essen noch in den Garten gegangen. Und per Knopfdruck sind wir entschleunigt. Eigentlich ein ziemlich blödes Wort, aber es passt hier einfach wie die Faust aufs Auge. Ein Paradies auf Erden. Anders kann man es gar nicht beschreiben. Die Wirkung vom Garten, welcher direkt am See grenzte und den überall liebevoll aufgestellten Sitzmöglichkeiten hat mich träumen lassen. Es gab sogar einen kleinen Strandabschnitt mit Strandkörben, Stege die auf den See hinaus führten, sowie Schaukeln, die an den Bäumen befestigt wurden. Hier ist die Welt noch komplett im Einklang mit sich und der Natur. Und solch ein Gefühl färbt natürlich ab. Eine ganz bezaubernde Atmosphäre.
Ein richtiges Kleinod
Unseren Aperitif nahmen wir auch direkt auf der Terrasse ein, denn dieses kleine Stück pure Natur wollten wir nicht so schnell verlassen. Dort studierten wir beim Genuss von frisch gebackenem Brot mit Quark die kleine aber feine Abendkarte und entschieden uns jeweils für ein 3-Gänge-Menü. Wir wählten als Vorspeise die Variationen vom Stangenspargel, als Hauptspeise habe ich mir das Linumer Wiesenkalb mit getrüffelter Topinambur und Brokkoli ausgesucht und mein Mann hat sich für den in Vanillebutter geschwenkten Heilbutt entschieden. Beim Dessert waren wir uns wieder einig und daher nahmen wir beide die Schokoladenvariationen.
So wechselten wir die Örtlichkeit hinein ins eigentliche Restaurant. Inzwischen füllte sich dieses auch gemächlich. Ein Mix aus den unterschiedlichen Generationen. Trotz der Fülle, war es aber zu keinem Zeitpunkt ungemütlich. Ich konnte mich nach wie vor an der ganzen Dekoration nicht satt sehen. Diese Ungezwungenheit, die der erste Schritt hinein ins Backsteinhaus angedeutet hat, hat sich weiterhin bestätigt. Eine sehr angenehme Stimmung herrschte während des gesamten Essens.
Der 1. Gang kam sehr zügig. Und Variationen vom Stangenspargel trifft es auch ziemlich gut. So befand sich auf unserem Teller eine Suppe, eine Art Mousse sowie eine Terrine. Jedes einzelne kleine „Gericht“ war wirklich sehr gut abgeschmeckt. Optisch hat es mich auch voll überzeugt, denn das Auge isst ja schließlich mit. Mein Favorit war hier das Mousse aufgrund ihrer fein cremigen Konsistenz. Zartschmelzend, so wie ich es gerne mag.
Aber auch den 2. Gang habe ich sehr genossen. Der Brokkoli war knackig, das Topinamburpüree hatte ein ganz ausgezeichnetes Aroma nach Trüffel und das Fleisch selbst war zartrosa (Filet) sowie butterweich (Schulter). Ein Träumchen. Als winzig kleinen Kritikpunkt könnte ich anbringen, dass mir die Soße zu meinem Fleisch nicht passend erschien. Dadurch, dass sie recht kräftig war, fast schon diesen säuerlichen Touch einer Soljanka hatte, war sie doch etwas zu dominant. Den Heilbutt meines Mannes habe ich gar nicht richtig probiert, daher erlaube ich mir jetzt mal keine Wertung dazu. Allerdings kann ich sagen, dass der Fisch klasse angerichtet wurde und es meinem Mann auch sehr geschmeckt hat.
Süßes geht immer. Nach diesem Motto zeugte der letzte Gang von einem Traum aus ganz viel Schokolade. So gab es Schokoladenkuchen, warmes Soufflee, Pralinen sowie zwei verschiedene Sorten Mousse au Chocolat. Auch hier kann ich mich absolut nicht beschweren. Sehr leckeres Dessert, wenn auch nicht ganz leicht.
Ich würde behaupten, dass wir einen rundum gelungen Abend hatten. Ich freue mich sehr, dass ich dieses Juwel entdeckt habe und noch mehr freue ich mich darüber, dass es so nah an Rostock ist. Sicherlich werden wir hier öfters einkehren und die Ruhe und Stille bei einem fabelhaften Essen genießen.
Kurzer Überblick:
Adresse: Seehotel Am Neuklostersee, Seestraße 1, 23992 Nakenstorf
Homepage Restaurant Allesisstgut: http://www.seehotel-neuklostersee.de/restaurant.htm
Reservierung: empfiehlt sich definitv
Hunde erlaubt?: ja,
Kinder?: absolut willkommen hier!!! Es gibt eine Kinderkarte, Kinderstühle sowie einen Schrank voller Spielmöglichkeiten.
Kosten: ich trau es mich gar nicht zu schreiben, aber ein fantastisches 3-Gang-Menü kostet tatsächlich „nur“ 36,00€ pro Person
Tipp: im Sommer unbedingt den Garten mit Seeblick genießen!